Die Zukunft der Gasversorgung ist ungewiss und stellt Verteilnetzbetreiber vor hohe Herausforderungen. Auf der einen Seite sind die Verteilnetzbetreiber gemäß EnWG verpflichtet, eine sichere, effiziente und kostengünstige Energieversorgung zu gewährleisten und alle Kunden diskriminierungsfrei an die Gasnetze anzuschließen. Auf der anderen Seite besteht aufgrund der beschlossenen Klimaziele eine große Unsicherheit, welche Rolle die Gasversorgung zukünftig einnehmen wird und inwieweit die bestehende Infrastruktur auch für andere Energieträger, beispielsweise Wasserstoff, genutzt werden kann.
Nach dem Klimaschutzgesetz mit ambitionierten Zwischenzielen in 2030 bzw. 2040 soll bereits 2045 die Klimaneutralität erreicht werden. Dies kann nur gelingen, wenn die Verbrennung von fossilen Rohstoffen und die untrennbar damit verbundene Treibhausgasemission in Zukunft deutlich reduziert wird. Daher ist zu erwarten, dass auch die Nachfrage nach Erdgas als Energieträger mittel- bis langfristig abnehmen wird. Gleichzeitig stellen grüne Gase im Verteilnetz nicht nur eine mögliche Option dar, sondern sind als wichtiger Bestandteil zur Lösung der Emissionsprobleme vorgesehen. Dafür müssen Bestandsnetze durch Auf- und Umrüstung auf eine baldige Beimischung grüner Gase vorbereitet werden.
Der politisch gewollte Wandel in der Wärmeversorgung zeichnet sich ab. Während der Endenergieverbrauch von Gas sowie die Anteile der Anwendungsbereiche am Gesamtendenergieverbrauch in den letzten Jahren relativ konstant waren, ist in den nächsten Jahren ein deutlicher Rückgang des Gasverbrauchs zu erwarten. Nach der Abkehr von der Ölheizung entscheiden sich zwar immer noch Kunden für einen Gasnetzanschluss, jedoch steigt die Nachfrage nach möglichen Alternativen wie Wärmepumpen, (Mikro-) Blockheizkraftwerken oder auch nach einem Anschluss an das Nah- oder Fernwärmenetz.
Für einen sicheren, zuverlässigen und effizienten Netzbetrieb müssen die Gasnetze weiterhin instand gehalten und erneuert werden. Zudem muss jedem diskriminierungsfrei der Zugang zu den Gasnetzen ermöglicht werden, wodurch ggf. Erweiterungsinvestitionen erforderlich werden. Die Rohrleitungen und Regelanlagen haben jedoch eine kalkulatorische Nutzungsdauer von 45 Jahren und mehr. Um Stranded Invests zu vermeiden, sollte daher im Rahmen einer Netzentwicklungsstrategie zunächst die zukünftige Versorgungsaufgabe analysiert werden, bevor in die Erneuerung und Erweiterung des Gasnetzes investiert wird.
Die großen Herausforderungen der Gasverteilnetzbetreiber sind in der Abbildung skizziert: Externe Einflussfaktoren bzw. Fakten stehen den eigenen Zielen der Gasverteilnetzbetreiber gegenüber.
Die Gasverteilnetzbetreiber müssen auch in Zukunft trotz der großen Herausforderungen einen sicheren, effizienten und preisgünstigen Netzbetrieb gewährleisten und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit des Netzbetriebs sicherstellen. Hierzu ist aufgrund der vielen Einflussfaktoren rechtzeitig die eigene individuelle Netzsituation zu analysieren und hierauf aufbauend eine geeignete Netzentwicklungsstrategie abzuleiten.
Durch den Einsatz neuer Technologien und der Beimischung grüner Gase können Verteilnetzbetreiber eine Vorreiterrolle bei der Dekarbonisierung einnehmen. Ziel der Netzentwicklungsstrategie ist es, die Gasnetze auf die Beimischung grüner Gase vorzubereiten und die Infrastruktur auch über das Jahr 2045 hinaus wirtschaftlich nutzbar zu machen. So sollen Stranded Invests vermieden, das Geschäft weiter ausgebaut und die Rendite gehalten werden.
Bei der Konzeptionierung einer Netzentwicklungsstrategie werden die individuelle Situation des Netzbetreibers analysiert und Antworten auf wesentliche strategische Fragen erarbeitet. Dies betrifft beispielsweise folgende Fragestellungen:
Eine nachhaltige, differenzierte Netzentwicklungsstrategie entsteht durch die systematische Erarbeitung der Projektschritte. So kann eine individuell passende und dauerhaft tragfähige Strategie für das Gasnetz entwickelt werden.
Im ersten Projektschritt werden auf Basis von Zukunftsszenarien die überregionalen Rahmenbedingungen und übergeordneten Entwicklungstrends aufbereitet und in lokale Szenarien für den zukünftigen Gasabsatz im individuellen Netzgebiet heruntergebrochen. Hierbei werden auch mögliche Alternativtechnologien berücksichtigt. Auf Basis der ausgewählten Szenarien wird örtlich differenziert der zukünftige Gasbedarf ermittelt und die individuelle zukünftige Versorgungsaufgabe analysiert.
Die Ergebnisse aus dem ersten Projektschritt fließen in die örtlich differenzierten Netzanalysen ein. Auf Basis des GIS werden signifikante Netzbereiche und größere Industrieunternehmen, die bereits heute und/oder in Zukunft einen sehr großen bzw. sehr geringen Gasbedarf haben, separat betrachtet. Es werden sowohl Ausbau- und Verdichtungspotenziale als auch Rückbaunotwendigkeiten identifiziert. Dabei werden Möglichkeiten zum Einsatz neuer Technologien und die Beimischung grüner Gase erarbeitet und der sich daraus ergebende Investitionsbedarf ermittelt. Optional wird die Netzanalyse durch Netzsimulationen auf Basis von Netzmodellen unterstützt. Ergänzend zu der Netzanalyse und den daraus resultierenden Investitionen für Netzausbau, Netzverdichtung und Netzrückbau wird anhand des Altersmengengerüstes der Erneuerungsbedarf ermittelt. Im Ergebnis ergibt sich der Gesamt-Investitionsbedarf.
Im dritten Projektschritt werden die Ergebnisse der technischen Analysen aus Projektschritt 1 und 2 aus kaufmännischer und regulatorischer Sicht bewertet. Es wird untersucht, wie sich unterschiedliche Investitionsstrategien auf die Erlösobergrenze, die Netzentgelte und die Erträge der Sparte Gas auswirken. Es wird eine Strategie erarbeitet, wie die Netzentgelte begrenzt werden können und die Rendite des Gasnetzbetriebs gleichzeitig gehalten oder sogar gesteigert werden kann.
Im letzten Schritt wird auf Basis der Ergebnisse aus den ersten drei Projektschritten eine individuelle Netzentwicklungsstrategie entwickelt. Teil dieser Strategie ist ein langfristiger Investitionsplan mit einem detaillierten Maßnahmenkatalog. Es erfolgt eine Bewertung der Chancen und Risiken. Zudem werden Handlungsoptionen aufgezeigt, wie neue Geschäftsfelder erschlossen und auch zukünftig die Deckungsbeiträge aus der Sparte Gas gesichert werden können.
Gerne begleiten wir Sie bei der Entwicklung Ihrer individuellen Gasnetzstrategie. Wir identifizieren Ihre Handlungsspielräume entsprechend Ihrer zukünftigen Versorgungsaufgabe und definieren gemeinsam Ziele für die zukünftige Gestaltung Ihrer Gasverteilnetze.
Im Zuge der vier beschriebenen Arbeitspakete profitieren Sie nicht nur von einer gemeinsam entwickelten Netzentwicklungsstrategie, sondern von vielen weiteren Ergebnissen. Unter anderem bekommen Sie einen umfassenden Überblick über die aktuellen Rahmenbedingungen und Entwicklungen sowie deren Bedeutung für Ihr eigenes Versorgungsgebiet. Mit dem langfristigen Investitionsplan und dem zugehörigen detaillierten Maßnahmenkatalog erkennen Sie Ihren Handlungsbedarf und die Auswirkungen auf die Rendite und die Netznutzungsentgelte. Außerdem zeigen wir Ihnen Möglichkeiten zur Erschließung weiterer Geschäftsfelder auf.
24.04.2023 | Im Auftrag von Agora Energiewende
22.02.2023 | Dr. Olaf Unruh und Michael Seidel im Interview mit der ZfK
06.10.2022 | Dr. Andreas Nolde und Ralf Westermann, Herausforderung Gasnetzkonzessionen in emw 5/2022
23.06.2022 |
28.04.2022 | Modernisierung in den Gasverteilnetzen
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