27.06.2024 | Webmagazin 2024/03 Zeit, dass sich was dreht - Das Zeitalter der Datendrehscheiben

Dr. Sören Patzack, Dr. Bärbel Wicha-Krause
soeren.patzack@bet-energie.de

„Mit dem Datenmanagement in unserem Unternehmen bin ich wunschlos glücklich“.
Das ist ein Satz, den zumindest wir in unserer beruflichen Laufbahn noch nicht gehört haben. Meist ist bewusst, dass eine eher fragmentierte Datenhaltung existiert und eine Vielzahl von Fachanwendungen Datensilos mitbringen, die mehr oder minder gut miteinander vernetzt sind. Das war in der Vergangenheit zwar auch schon lästig, aber über das Hantieren mit etwas größeren Excel-Tabellen noch beherrschbar.

Doch unsere Welt dreht sich immer schneller und § 14a EnWG verschärft die Situation: Nach aktuellen Prognosen werden bis 2032 etwa 16 Mio. § 14a-Einbaufälle in Deutschland erwartet. Für die Umsetzung der komplexen Prozesse (z.B.. Niederspannungs-Netzführung inkl. der Steuerung über intelligente Messsysteme) ist eine massengeschäftstaugliche Datenhaltung eine essentielle Gelingbedingung. Die aktuellen Daten- und IT-Architekturen sind aus unserer Sicht nicht optimal darauf vorbereitet, die erforderlichen hohen Automatisierungsgrade zu liefern. 

Und hier kommen Datendrehscheiben ins Spiel. Sie automatisieren den Datenaustausch  zwischen verschiedenen Systemen und erleichtern die Verknüpfung von Informationen. Damit werden neben der notwendigen Automatisierung zur Umsetzung der regulatorischen Rahmenbedingungen auch zukunftsfähige Anwendungsfälle wie Big Data Analysis oder künstliche Intelligenz ermöglicht. 

Doch Datendrehscheibe ist nicht gleich Datendrehscheibe. Neben zentralen Datenspeichern existieren auch „Schnittstellen-Broker“, die Datenpunkte aus Umsystemen oder lediglich Referenzen auf Umsysteme ermöglichen. Die Datendrehscheibe kann in einem Bestandssystem (z.B. im ERP oder BIS) aufgehangen oder als eigenständige Lösung umgesetzt werden. Es gibt also verschiedenen Optionen und keine Standardarchitektur, die für jedes Unternehmen geeignet ist.

Doch wie wählt man die richtige Datendrehscheibe aus? Wie bei allen Problemfällen im Bereich der IT muss zunächst schonungslos Transparenz geschaffen werden (was ist da, was doppelt und dreifach, was fehlt?). Da die Energiewende die Vernetzung praktisch aller Organisationseinheiten erfordert, müssen die Unternehmensdatenstrukturen unter Berücksichtigung von Marktstandards (z.B. Lokationsbündelstrukturen) abteilungsübergreifend neu definiert werden. Anschließend erfolgt die Entscheidung, ob ein bestehendes System entsprechend erweitert bzw. modifiziert oder ein neues System aufgebaut werden muss.


Sollten Sie beim Eingangsstatement gedacht haben :„Dem kann ich nicht zustimmen“– dann sprechen Sie uns gerne an.
 


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