Seit vielen Jahren sind die Megatrends des Zukunftsinstituts* ein Indikator für die gesellschaftlichen Entwicklunstrends in Deutschland. Sie wirken auf allen gesellschaftlichen Ebenen und betreffen damit sowohl Individuen als auch Institutionen. Sie bilden dabei keine kurzfristigen „Hypes“ ab, sondern nehmen langfristig beobachtbare Entwicklungen in den Fokus.
Energieversorgungsunternehmen sind in Deutschland ein elementarer Teil der Gesellschaft, als Arbeitgeber, als (Daseins-)Versorger und oft auch als regionale Konstante in Zeiten welt- oder auch lokalpolitischer Unruhen sowie globaler Krisen. Natürlich sind nicht alle Megatrends gleichermaßen relevant oder in vollem Umfang zutreffend, um die Entwicklungstrends von EVU zu beschreiben. Aus diesem Grund haben wir uns bei BET entschieden, die Megatrends aus der EVU-Perspektive zu analysieren und hinsichtlich ihrer Relevanz zu bewerten. Aus den relevantesten Megatrends lassen sich insgesamt fünf von einander abgegrenzte Strömungen und darauf aufbauende Anforderungen ableiten, deren Richtung durch unterschiedliche Sets von Megatrends definiert wird. Diese möchten wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen:
1. Strömung: Mitarbeitende finden, entwickeln und binden
Es ist unbestritten: Der Wettbewerb um Fachkräfte, gerade im Hinblick auf neue Aufgabengebiete (z.B im Bereich der Digitalisierung), wird weiter zunehmen und ist bereits heute für viele Unternehmen die erfolgskritische Ressource. Mitarbeitende zu finden, zu entwickeln und zu binden muss ganz oben auf der Agenda stehen! Für öffentliche Arbeitgeber wie EVU ergibt sich aus der wieder steigenden Relevanz von Einkommens- und Arbeitsplatzsicherheit in der Gesellschaft ein potenzieller Wettbewerbsvorteil. Damit dieser zum Tragen kommt, müssen EVU als Arbeitgeber aber auch bei anderen Faktoren wie modernen Formen der Zusammenarbeit und Arbeitsorganisation sowie einer positiven Unternehmenskultur ganz vorne mitspielen.
2. Strömung: Mit Digitalisierung Schritt halten
Sowohl an der Kundenschnittstelle als auch in den internen Prozessen: Überall fallen Daten an. Wer sie sicher, effizient und gewinnbringend nutzt, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Der Einsatz von KI und effizient aufgebaute CRM-Systeme können hier wichtige Hebel sein. Wichtig für die Akzeptanz von KI ist jedoch, dass ihr Einsatz nicht von „oben“ aufgezwungen wird, sondern Anwendungsfälle aus der Belegschaft heraus identifiziert und weiterentwickelt werden.
Potenziale liegen u. a. im Bereich der Ablaufoptimierung in der Organisation und der (Weiter-)Entwicklung von Geschäftsmodellen. Gerade bei der Arbeit mit sensiblen Kundendaten steht jedoch deren Sicherheit an höchster Stelle.
3. Strömung: Zentraler Partner der Daseinsvorsorge sein
Aus ihrer Historie heraus sind viele kommunale Versorgungsunternehmen mehr als reine Energieversorger. Viele Unternehmen entscheiden sich auch bewusst dafür, ihr Portfolio um Themen wie Elektromobilität und Smart City zu erweitern. Die zentrale Frage angesichts knapper werdender Ressourcen lautet: Wie lässt sich mit begrenzten Mitteln das richtige Ambitionsniveau finden, den größten gesellschaftlichen Mehrwert vor Ort schaffen und gleichzeitig die Energiewende aktiv vorantreiben?
4. Strömung: Energieversorgung nachhaltig und resilient gestalten
Nachhaltigkeit hat mehrere Dimensionen – jede Dimension birgt eigene Herausforderungen und Chancen:
In der ökologischen Dimension bietet sich Stadtwerken die Chance, durch erneuerbare Energieerzeugung und eine umweltfreundliche Versorgung zum Treiber einer nachhaltigen Entwicklung zu werden. In der ökonomischen Dimension leben viele kommunale und regionale EVU bereits heute Nachhaltigkeit vor, in dem sie solide und konstant wirtschaften, anstatt kurzfristig Gewinne zu maximieren. Auch in der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit sind sich die meisten Unternehmen ihrer besonderen sozialen Verantwortung für Kunden und Mitarbeitende bewusst. Noch stärker als zuvor müssen sie diese Verantwortung künftig entlang ihrer Lieferkette und in ihren Kundenbeziehungen (vor-)leben. Um die steigenden regulatorischen Anforderungen an die Nachhaltigkeit(sberichterstattung) erfolgreich bewältigen zu können, muss Nachhaltigkeit zu einem elementaren und zentralen Baustein der Unternehmensstrategie werden.
5. Strömung: Kundenbedürfnisse adressieren
Unterschiedliche Kaufkraft, individuelle Lebensmodelle und die demografische Entwicklung führen dazu, dass die Bedürfnisse der Kunden bereits heute sehr vielfältig und individuell unterschiedlich sind - eine Herausforderung für Unternehmen, die bislang auf den Vertrieb standardisierter Commodity-Produkte spezialisiert sind.
Viele Unternehmen haben ihr Portfolio bereits in Richtung energienahe Dienstleistungen (EDL) erweitert und sehen sich auf Kundenseite mit unterschiedlich ausgeprägtem Vorwissen und Produktinteressen konfrontiert. Sowohl der Vertriebsaufwand als auch der Umsatz der Stadtwerke werden dadurch zunehmend weniger planbar und ungleichförmig. Um hier sowohl den Kundenanforderungen als auch den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden, ist eine aktive Entwicklung des Geschäftsfeldportfolios mit dem Ziel der „Balance aus Diversifikation und Konzentration“ erforderlich. Auch Ansätze wie das aus anderen Industriezweigen bekannte Variantenmanagement können helfen, individualisierbare (Bündel-)Produkte wirtschaftlich anbieten zu können.
Jede Strömung enthält weitere Teilaspekte. Die Ausprägung und Relevanz sowie die sich daraus ergebenden Fragen zur künftigen strategischen Ausrichtung sind unternehmensindividuell. Auch der Handlungsdruck zur Erreichung einer strömungsgerechten Ausrichtung des Unternehmens und der damit verbundene Investitionsbedarf variieren.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie die fünf Strömungen auch auf Ihr Unternehmen wirken, ob Sie mit oder gegen den Strom schwimmen und wie BET die Strömungen im Rahmen von Aufsichtsrats- und Strategieklausuren einbindet, sprechen Sie uns an oder schauen Sie auf unsere Website: Strategieprozesse