28.04.2022 | Webmagazin 2022/02 Mangelnde Datenqualität kostet Geld – gerade in Zeiten von extremer Marktvolatilität

Wieso eine hohe Datenqualität Risiken minimiert und gleichzeitig den Weg zu neuen Geschäftsmodellen ebnet Jérôme Poos | Bärbel Wicha-Krause
jerome.poos@bet-energie.de

Der Economist schrieb bereits 2017, dass „Daten das neue Öl“ sind. Im Kern wurde dort auf die Vorherrschaft der großen Digitalunternehmen hingewiesen und auf die Ölmonopole zu Beginn des 20. Jahrhunderts angespielt. Mittlerweile ist diese damals eher negative Assoziation im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen und wird gerne zur positiven Verdeutlichung des hohen Potenzials vom „Rohstoff Daten“ genutzt. Auch in der Energiewirtschaft wurde dies erkannt und neue, auf qualitativ hochwertigen Daten basierende Geschäftsmodelle kreiert – von der Vermarktung flexibler Tarife über die Anreize zu netzdienlichem Verhalten bis zur GIS-gestützten Identifikation von Vertriebspotenzialen. Insbesondere in der aktuell sehr angespannten Marktsituation wird deutlich, wie wichtig eine hohe Datenqualität ist und welche extremen Risiken mit selbst geringen Abweichungen verbunden sind.

Analog zu Öl kommt es auch bei Daten darauf an, diese zu pflegen, zu verfeinern und sinnvoll zu nutzen. Gerade in Krisenzeiten wird dies deutlich. Ein Mangel an verlässlichen und vollständigen Daten kann zu gravierenden wirtschaftlichen Risiken führen und ist nicht kurzfristig zu beheben. Erschwerend kommt dazu, dass gerade in Krisenzeiten die Prioritäten meistens nicht in der Erhöhung der Datenqualität liegen. Typischerweise liegen Daten heute in historisch gewachsenen Systemlandschaften verstreut in Insellösungen vor. 

Vor einer zielgerichteten innovativen Nutzung beispielsweise für vorausschauende Wartung, smarte Tarife und automatische Intraday-Anpassungen muss daher eine strukturelle und inhaltliche Vereinheitlichung bei gleichzeitiger Erhöhung der Qualität stattfinden. Standardbeispiel für die aktuelle Situation ist hier der eine „Kunde“, der in unterschiedlichen Systemen mit verschiedenen Kundennummern, unterschiedlichen Produkten und Dienstleistungen und möglicherweise sogar anderer Namensgebung hinterlegt ist. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Organisationseinheiten (beispielsweise Strom/Gas, Multimedia, Elektromobilität) keinen Bezug zu den Daten anderer Themengebiete herstellen können. Oft zeigen sich Datenqualitätsprobleme sogar als Konflikte zwischen Organisationseinheiten. Daten werden angeblich falsch, unvollständig oder zu spät geliefert, aber tatsächlich handelt es sich häufig nur um eine Frage der gemeinsamen Festlegung, wer was wann braucht. 
Was ist also zu tun? Eine solide Basis schaffen! Auch wenn es manchmal schmerzt, ist eine schonungslose Inventur der Ist-Situation bzgl. der Prozesse, der Organisation, der IT und Datenqualität unerlässlich, um nicht nur eine zukunftsfähige IT-Architektur skizzieren zu können, sondern auch einen realistischen Weg dorthin. Eine transparente Datenlage und die Reflexion über das, was man in der Zukunft verkörpern will, schaffen die Grundlage für die digitale Transformation hin zu einer zukunftsfähigen IT- und Datenlandschaft. Eine robuste und sorgfältig umgesetzte Digitalisierungsstrategie bildet so die Basis für eine verlässliche Navigation in der Krise und zur zielgerichteten und verlässlichen Nutzung der Daten, die ein enormes Potenzial für Energieversorger haben und insbesondere für Stadtwerke zu einem Wettbewerbsvorteil führen können. 

Gerne stehen wir Ihnen auch für einen persönlichen Austausch zu diesem Thema auf der E-world am 21. bis 23. Juni 2022 an unserem Stand zur Verfügung.

 

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