20.09.2023 | Webmagazin Deutschland 2030: 14,5 Mio. E-Pkw, 590.000 öffentliche Ladepunkte, 5.400 GWh öffentlich geladener Fahrstrom

Wie entwickelt sich der Hochlauf der Elektromobilität und welche lokalen Potenziale aus der Elektromobilität können EVU, VNB und Kommunen erschließen? Das Elektromobilitätsprognosetool von BET bietet mit wenig Aufwand viele Antworten. Nikolai Falter | Sebastian Seier
nikolai.falter@bet-energie.de

Mit einem szenarienbasierten Ansatz gibt das BET-Elektromobilitätsprognosetool Kommunen, EVU und Verteilnetzbetreibern Orientierung über die künftige Entwicklung der Nachfrage nach Ladeinfrastruktur und Ladestrom.
Regionalisiert nach Fahrzeugbestand, Raumtyp und aktuellem Ausbaustand der Ladeinfrastruktur bietet die Prognose Aufschluss über die zu erwartende Entwicklung der Elektromobilität vor Ort.
 

Nach einem vorübergehenden Rückgang der Zulassungszahlen für elektrisch angetriebene Pkw im ersten Halbjahr stieg ihr Anteil im Juli wieder auf rund 20 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland. Damit setzt sich der Hochlauf der Elektromobilität kontinuierlich fort. Im moderaten Szenario des E-Mob-Prognosetool von BET wird im Jahr 2030 eine Gesamtzahl von 14,5 Mio. E-Pkw erreicht. Hierfür müsste sich der Bestand an öffentlicher Ladeinfrastruktur in Deutschland im gleichen Zeitraum mehr als versiebenfachen. Mit einem Strombedarf von mehr als 5.400 GWh an öffentlichen Ladepunkten wird die Elektramobilität bis 2030 zu einem bedeutenden Absatzsegment für Energieversorger. Netzbetreiber müssen sich auf eine deutschlandweit kumulierte Leistung von 25 GW öffentlicher und 134 GW privater Ladeinfrastruktur einstellen.

 


Entwicklung des E-Pkw-Bestands und der öffentlichen Ladeinfrastruktur bis 2030

Für EVU sind jedoch weniger die absoluten Zulassungszahlen oder der Anteil der E-Fahrzeuge am Gesamtbestand relevant, sondern vielmehr der daraus resultierende Bedarf an Ladeinfrastruktur und das zusätzliche Stromabsatzpotenzial. Insbesondere für die Netzbetreiber ist die Entwicklung der installierten Leistung der Ladepunkte von großer Bedeutung, da sie Auswirkungen auf den künftigen Ausbaubedarf der Netze hat.

BET hat daher ein Prognosetool entwickelt, das in verschiedenen Szenarien den nationalen und lokalen Ladeinfrastrukturbedarf im privaten und öffentlichen Bereich sowie die sich ergebenden Leistungswerte und Energiemengen ermittelt. Die Verteilung ist dabei nicht deutschlandweit einheitlich, sondern variiert regional aufgrund verschiedener Faktoren. Zum einen ist der bisherige Anteil von Elektrofahrzeugen am Gesamtbestand ein Indiz für die kurzfristige Bestandsentwicklung. Zum anderen sind lokale Gegebenheiten und der Raumtyp entscheidend für die mittel- und langfristige Nachfrage nach öffentlichen und privaten Ladepunkten. So werden E-Fahrzeugnutzer*innen im städtischen Umfeld auch in den nächsten Jahren auf eine ausreichend dimensionierte Ladeinfrastruktur angewiesen sein. Im ländlichen Raum hingegen gibt es eine Vielzahl an Ein- und kleineren Mehrfamilienhäusern, die bereits über private Ladepunkte verfügen und mit solchen ausgestattet werden können.

 

Energiebedarf für öffentliches Laden bis 2050 am Beispiel einer deutschen Kleinstadt

Über die Anpassung einiger zentraler Parameter bietet das Elektromobilitätsprognosetool eine schnelle Möglichkeit, ohne zeit- und ressourcenaufwändige Standortuntersuchungen für das Gebiet einer Stadt oder eines Landkreises den künftigen Hochlauf der E-Fahrzeuge zu prognostizieren und den Bedarf an öffentlichen Ladepunkten und das Absatzpotenzial für private Ladeinfrastruktur abzuleiten.

Insbesondere für EVUs, die als CPO (Chargepoint Operator) oder als EMP (Electromobility Provider) tätig sind oder werden wollen, dürfte die Prognose des zukünftigen Strombedarfs für E-Mobilität von besonderem Interesse sein. Auch auf die gerade für VNB interessante Frage, ob in der Region eher Schnell- oder Normalladepunkte zugebaut werden sollten, liefert das Tool mit wenig Aufwand eine fundierte Antwort.

Je nach Fragestellung führt BET bei Bedarf weitere Untersuchungen durch:

  • Ist der Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur im Gebiet der Kommune geplant? – Dann ist der nächste Schritt eine Detailanalyse zur mikro-geografischen Verteilung des Ladeinfrastrukturbedarfs unter Einbeziehung von sozioökonomischen Daten und Informationen zur Bebauungsstruktur.
  • Werden für die Mittel- und Langfristplanung Stromabsatzzahlen oder das Potenzial für Wallboxverkäufe im EDL-Bereich benötigt? – Dann empfiehlt es sich, die Prognosezahlen mit dem Vertrieb und der Beschaffung zu synchronisieren und mögliche Synergieeffekte und Cross-Selling-Potenziale zu untersuchen.
  • Ist eine Ausweitung des Geschäftfeldportfolios angedacht? – Dann bietet die Prognose eine gute Grundlage, um die Vorteilhaftigkeit einer Kooperation z. B. mit der Wohnungswirtschaft zu bewerten und geeignete Partner zu suchen.
  • Muss im Rahmen der Zielnetzplanung die Entwicklung der Anschlussleistung im Netzgebiet prognostiziert werden? – Dann ist es sinnvoll, neben der Anzahl der Ladepunkte auch deren zukünftige Verteilung auf verschiedene Leistungsklassen zu berücksichtigen.

Ihre Elektromobilitätsstrategie bedarf einer Überprüfung oder Sie planen gerade den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Ihrem Versorgungsgebiet? Dann sprechen Sie uns gerne an!


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